Höhere Rübenpreise sollen mehr Fläche bringen



(Bild 1: Adrian Bucher von der Schweizer Zucker AG (r.) besucht den Zuckerrübenneupflanzer Janik Friedli (l.) auf seinem Betrieb in Grasswil. Die Rüben sehen bis jetzt sehr gut aus.)

Diese Preiserhöhung kann sich sehen lassen: Nachdem bereits für die Ernte 2022 der Rübenpreis um 5 Fr./t angehoben wurde, steigt er für das Rübenjahr 2023 nochmals um 8 Fr./t. So ergeben sich ein Grundpreis von 53.-Fr./t und ein Richtpreis von 58.-Fr./t Rüben. Das sind über 20 Prozent höhere Preise als noch vor zwei Jahren.

Zusammen mit weiteren Anstrengungen, wie einer besseren Betreuung der Pflanzer durch die Zucker AG, vermehrter Forschung und Anlässen für Rübenpflanzer soll erreicht werden, dass die Zuckerrübenfläche in der Schweiz von aktuell nur noch gut 15‘000 Hektaren wieder auf 20‘000 Hektaren ansteigt. Einer, der sich von den guten Argumenten für die Zuckerrübe hat überzeugen lassen und dieses Jahr erstmals selber Rüben anbaut ist Janik Friedli aus Grasswil BE.

„Mein ehemaliger Arbeitgeber war Lohnunternehmer und hat auch selber Zuckerrüben angebaut. Nach dessen Pensionierung durfte ich nun den Lohnbetrieb übernehmen und bin durch ihn auch auf die Idee mit dem Rübenanbau auf unserem Betrieb gekommen“, erklärt Janik Friedli. Er führt in Grasswil zusammen mit seinem Vater und einem Lehrling einen 13,5-ha-Betrieb in einer Generationengemeinschaft. Nebst den 20 Muttersauen und den Lohnarbeiten Saat, Pflanzenschutz, Düngung und Transporte sind die Ackerkulturen Dinkel, Raps, Winterweizen und heuer erstmals Zuckerrüben Teil des Betriebs.

„Der Vorteil der Zuckerrübe für unseren Betrieb ist, dass es eine Sommerkultur ist und ich damit gewisse Unkräuter besser bekämpfen kann. Zudem ist die Rübe gut für die Bodenstruktur, wenn man ein günstiges Erntezeitfenster erwischt “, so der 22-Jährige. Auch kommt ihm entgegen, dass im März, wenn die Rüben gesät werden, sonst noch nicht so viel los ist auf seinem Betrieb.

Bisher ein gutes Rübenjahr zum starten

Bis jetzt ist Friedli auf jeden Fall zufrieden mit seinen 360 Aren Conviso-Rüben nach IP-Suisse-Richtlinien. Sie haben ein gesundes Blattwerk und der Blattlausbefall im Frühling wurde zum Glück durch einen Starkregen stark reduziert. „Ich habe nun einzelne Pflanzen mit Vergilbung entdeckt, wir werden sehen, wie das Feld in einem Monat aussieht“, ist der Junglandwirt gespannt, der diesen Sommer mit der Agrotechniker-Ausbildung starten will. Die Conviso-Sorte hat er gesät, weil auf der Parzelle vorher eine Buntbrache stand und er Respekt hatte vor dem Unkrautdruck. „Nächstes Jahr möchte ich es aber einmal mit einer konventionellen Sorte versuchen, da diese ein etwas höheres Ertragspotential haben“, plant Friedli.

Für Anbautechnische Fragen wendet er sich zur Zeit noch an seinen ehemaligen Chef und bei administrativen Problemen nimmt er Kontakt zur Zuckerfabrik auf. „Ich schätze die Betreuung durch den Aussendienst der Zucker AG“, sagt er. „So konnte ich beim Besuch von Adrian Bucher auf meinem Betrieb noch einige Fragen klären, für die ich sonst nicht extra angerufen hätte.“

Möglichst viele Landwirte erreichen

Adrian Bucher ist seit vergangenem Winter bei der Schweizer Zucker AG in Aarberg zuständig für die Kontaktpflege mit den Rübenproduzenten und die Gewinnung von Neupflanzern. „Wir sind präsent an verschiedenen Anlässen in der ganzen Schweiz zusammen mit den Landis, Saatgutunternehmen, den Pflanzerorganisationen, der Zuckerrübenfachstelle oder Landwirtschaftsschulen“, erklärt Bucher. „So haben wir in diesem Jahr total schon ca. 1000 Landwirte mit unserer Botschaft erreicht, dass die Zuckerrübe eine interessante Kultur ist – sowohl wirtschaftlich als auch anbautechnisch – und dass wir mehr Fläche brauchen.“ Für Milchproduzenten sei der Schnitzelbezug ein interessanter Nebeneffekt. „Grundsätzlich ist es einfacher in angestammten Rübengebieten neue Flächen zu finden, da in den Randregionen oft kleine Parzellen oder eine schlechte Erschliessung der Parzellen den Zuckerrübenanbau und den Transport erschweren“, so der Landwirt, der selber Rüben anbaut. Es gebe aber durchaus auch geeignete Parzellen in Regionen, in denen bisher kaum Zuckerrüben angebaut wurden, wie etwa das Emmental.

Zuckerrübenanbau auslagern

Für Landwirte, die Flächen zur Verfügung haben, aber keine Kapazität selber Zuckerrüben anzubauen, gibt es die Möglichkeit sogenannter RWI-Verträge. RWI steht für Rückwärtsintegration. „Der Landwirt schliesst dabei mit einem Lohnunternehmer und der Schweizer Zucker AG Verträge ab. Der Lohnunternehmer kümmert sich um den Rübenanbau mit Smart-Rüben zu festgelegten Konditionen. Die Schweizer Zucker AG bezahlt für diese Flächen im Minimum den Preis für einen Zuckerertrag von 11 Tonnen respektive 9 Tonnen bei IP-Suisse-Rüben, auch wenn weniger geerntet wird. Gibt es einen höheren Ertrag, erhalten Landwirt und Lohnunternehmer je etwas mehr“, erklärt Adrian Bucher das System, das bisher aber erst wenig verbreitet ist. Der Flächenbeitrag von 2100 Fr./ha erhält der Landwirt.

Bild 2: Joseph Meyer, Präsident SVZ zeigt sich überzeugt, dass die angekündigte Preiserhöhung für eine Trendumkehr bei der Rübenfläche sorgen wird (Bildquelle: Webseite SVZ)

Hauptargument höhere Preise

Insbesondere dank der deutlichen Preiserhöhung für Zuckerrüben der Ernte 2023 ist Adrian Bucher optimistisch, dass die Anbaufläche nächstes Jahr wieder ansteigt. Die ersten Zeichen sind jedenfalls positiv: „Seit Mitte Juli ist die Anmeldung möglich und es haben bereits in den ersten Tagen zahlreiche Pflanzer Flächen angemeldet.“

Auch Josef Meyer, der Präsident der Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer ist überzeugt, dass die nochmalige Erhöhung des Zuckerrübenpreises einen sehr positiven Einfluss auf die Entwicklung der Fläche haben wird. „Die Rentabilität der Zuckerrübe ist damit gegenüber den anderen Kulturen klar besser“, sagt er. Es gelte, je nach regionalen Gegebenheiten, für jeden Produzenten die richtige Produktionsart zu wählen. „Dies heisst, in Regionen mit einem gutem Ertragsniveau soll eher intensiver Rübenanbau betrieben werden, in andern Regionen kann mit den zusätzlichen Prämien der extensive Anbau die perfekte Lösung sein“, so Meyer. In den drei Kantonen Genf, Waadt und Freiburg laufen die kantonalen Förderprogramme, bei denen die Rübenpflanzer für Anbausysteme mit reduziertem Pflanzenschutz finanziell unterstützt werden, auch 2023 weiter.

Bild 3: Ein Forschungsnetzwerk sucht Lösungen für Anbautechnische Probleme unter anderem in der Form von resistenten Sorten.

Forschung läuft auf Hochtouren

Anbautechnische Herausforderungen wie die Verbreitung der virösen Vergilbung durch Blattläuse, das SBR-Virus, das durch eine Zikade übertragen wird und der Wegfall des Beizmittels Gaucho bleiben bestehen. Doch ist es das Ziel, dass Lösungen für diese Probleme gefunden werden. Im Frühling 2021 haben deshalb die Fachstelle für Zuckerrübenbau, die Forschungsinstitutionen Agroscope, die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und die kantonalen Pflanzenschutzfachstellen ein Forschungsnetzwerk zur Rettung des schweizerischen Rübenanbaus gegründet.

Viele Akteure sind bemüht, den Anbau von Zuckerrüben in der Schweiz und damit die gesamte Zuckerbranche nicht aussterben zu lassen. Die Zeichen stehen derzeit so gut, wie seit drei Jahren nicht mehr, dass dies auch gelingt.

Hier gehts zur Informationsseite Alles für den Rübenpflanzer der Schweizer Zucker AG.


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