Die Vermarktung von IP-Suisse-Zucker nimmt weiter Fahrt auf. Mit Coop konnte die Zuckerfabrik einen weiteren wichtigen Abnehmer für den Labelzucker gewinnen. Deshalb soll die Fläche von IP-Suisse-Rüben 2021 von bisher gut 1000 Hektaren auf 3000 ha gesteigert werden. Damit würden bereits rund 20 Prozent der inländischen Zuckerrübenfläche nach IP-Suisse-Standards bewirtschaftet. Als zusätzlicher Anreiz für den Umstieg auf Labelproduktion wird die Labelprämie für die Pflanzer von 40 auf 60 Franken pro Tonne A-Zucker erhöht.
Gemäss Mirjam Lüthi, Projektverantwortliche bei IP-Suisse, sind aktuell 2620 Hektaren für den IP-Suisse-Rübenanbau 2021 angemeldet. „Leider fehlen noch rund 350 Hektaren“, sagt sie und hofft, dass diese noch gefunden werden können. Die bisher 487 Betriebe, die IP-Suisse-Zucker produzieren wollen, sind über die ganze Schweiz verteilt.
Im Kanton Waadt sind es rund 130 Betriebe. „Dort haben die zusätzlichen Kantonsbeiträge sicherlich auch mitgeholfen“, vermutet Lüthi. Im Kanton Waadt erhalten Zuckerrübenpflanzer neu Flächenbeiträge, wenn sie den Einsatz von Pflanzenschutzmittel reduzieren. Viele Betriebe produzieren bereits für ein IPS-Label, zum Beispiel Getreide. Durchschnittlich baut ein Labelbetrieb rund 5 Hektaren Zuckerrüben an.
IP-Suisse-Rüben können mithalten
Wie schneiden IP-Suisse-Rüben denn bezüglich Zuckergehalt und Ertrag im Vergleich mit konventionellen Rüben ab? Die vorhandenen Zahlen dazu aus dem Erntejahr 2020 seien mit Vorsicht zu interpretieren, sagt Peter Imhof, Leiter Rübenmanagement und Beschaffung bei der Schweizer Zucker AG. Denn Versuche am gleichen Standort, in welchen die unterschiedlichen Anbaumethoden direkt verglichen werden könnten, wurden keine durchgeführt. „Bei den Ergebnissen aus der Praxis gilt es zu berücksichtigen, dass in einigen Regionen die Stichprobe bei den IPS-Rüben eher klein ist und von Einzelwerten stark beeinflusst werden kann“, so Imhof.
Grundsätzlich war in den Westschweizer Kantonen die Differenz beim bereinigten Zuckerertrag zwischen den Anbaumethoden gering. „Möglich ist, dass die IPS-Rüben eher in Randregionen angebaut wurden, welche weniger von der virösen Vergilbung betroffen waren“, mutmasst Imhof. In den Ostschweizer Kantonen liegen die Unterschiede beim bereinigten Zuckerertrag zwischen 1 und 2 Tonnen pro Hektare.
Neukunden und Lageraufbau
Die aktuellen Kunden für IP-Suisse-Zucker stammen vorwiegend aus dem Detailhandel und mit Coop ist gerade ein grosser Abnehmer hinzugekommen. „Wir hoffen jedoch zukünftig auch Kunden der Verarbeitungsindustrie gewinnen zu können“, so die Auskunft aus der Zuckerfabrik. Ein weiterer Grund für die Mengenausdehnung ist auch der Aufbau eines gewissen Lagerbestandes um die Versorgungssicherheit bei schlechten Ernten gewährleisten zu können.
Die Abnehmer von IP-Suisse-Zucker bezahlen für den Labelzucker einen Mehrpreis, der ungefähr der Labelprämie der Pflanzer entspricht. Also gut 60 Franken pro Tonne A-Zucker. „Dank der Mengenbilanzierung sind die Mehrkosten bei der Verarbeitung gering, respektive beschränken sich auf die Aufbereitung und Vermarktung“, erklärt Peter Imhof. Die gestiegene Labelprämie von neu 60 statt bisher 40 Fr./t A-Zucker für die Pflanzer bezahlen also vollumfänglich die Zuckerkäufer.
Peter Imhof sagt dazu: „Durch das Verbot der Saatgutbeizung mit Gaucho steigt insbesondere beim IP-Suisse-Anbau das Risiko für Ertragsausfälle beim Pflanzer. Auch wenn Preiserhöhungen am Markt immer schwierig zu realisieren sind, zeigen die Kunden dafür Verständnis.“
Vorerst keine separate Verarbeitung
IP-Suisse-Rüben werden vorerst weiterhin zusammen mit den konventionellen Rüben verarbeitet. Eine separate Verarbeitung wäre laut Imhof mit einem grossen logistischen Aufwand verbunden. „Ziel ist es, die am Markt realisierbare Prämie für Labelzucker zu einem möglichst hohen Anteil an die Pflanzer weiterzugegeben“, sagt Imhof. Die separate Verarbeitung werde jedoch regelmässig mit IP-Suisse besprochen und könne bei weiteren Mengensteigerungen zum Thema werden.
Links zu den Pflanzerporträts: D. Schwab: Etwas Neues probieren, BG Löhr: Auf die Saat kommt es an
Nun hoffen IP-Suisse und die Schweizer Zucker AG, dass noch einige Pflanzer für 2021 gefunden werden können. Mitentscheidend für die produzierte Menge IP-Suisse-Zucker 2021 wird sein, wie viele Flächen im Verlaufe der Vegetation abgemeldet werden und wie die Erträge ausfallen werden. „Zwar sind beim Flächenziel gewisse Reserven eingerechnet und die Versorgung der bestehenden Kunden ist kurzfristig gewährleistet“, sagt Imhof. „Jedoch werden bei einer zu kleinen Produktion von IP-Suisse-Zucker die Möglichkeiten zur Gewinnung von neuen Kunden eingeschränkt.“